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Italienische Produkte

Ein M Italianità – italienische Produkte in der Migros

Penne, Pelati und Parmesan: Herr und Frau Schweizer essen am liebsten Italienisch. Wie die Küche unseres südlichen Nachbarn in die Migros und auf den Tisch kam.

Ecco il paradiso»: Auber­ginen, Peperoni, Artischocken, Zucchetti, Knoblauch und Peperon­cini zuhauf! Meiner Mutter ging das Herz auf. Endlich war Italien in der Schweiz angekommen – und in der Migros. Als Piemon­tesin 1961 mit einem Arbeitsvertrag in die Schweiz eingereist, hatte sie über zehn Jahre warten müssen, bis alle gewohnten Zutaten des Südens nachgekommen waren. Der nagelneue Migros-­Markt im Nachbarort bot alles Unabding­bare für die italienische Küche: Gemüse, Früchte, Käse, Öl und Charcuterie aus Italien, in guter Qualität und zu fairen Preisen.

Zu dieser Zeit, genauer 1974, präsentierte die Migros auf einem Werbefoto die ganze Fülle ihres Italien-­Sortiments: Es reichte von Risottoreis und Pelati über Zucchetti und Knoblauch bis zu Pasta und Weintrauben – rund hundert Jahre nach der ersten Welle italienischer Gastarbeiter, die für den Bau des Gotthard-­Eisenbahntunnels in die Schweiz gekommen waren.

Doch die Migros pries bereits 1928 in einem Inserat auf Italie­nisch (!) «Olio puro di oliva» für einen Franken pro Liter und Risottoreis der Sorte Maratello («autentico») an – 1,5 Kilo für einen Franken. Tatsächlich hiess er «Maratelli», doch verziehen Italiener den Fehler bestimmt. Denn mit der Entwicklung der Migros wuchs über Jahrzehnte das Angebot an «Sapori italiani». Vor dem Zweiten Weltkrieg be­schränkte es sich noch auf Teig­waren und Olivenöl. Doch schon 1961 heisst es im Migros­ Organ «Brückenbauer» über die Körbli der italienischen Kundschaft, sie seien mit «Mortadella, Güggeli, Peperoni, Spaghetti, Auberginen und Olivenölflaschen» gefüllt.

Der Artikel endet mit der Frage, welche Herrlichkeiten ihre Nachbarin Carmelina ihren Lieben wohl auftischen würde. Das zeigt: Die Schweizerinnen und Schweizer waren schon damals von der «Cucina italia­na» angefressen. Heute können wir sie nicht mehr aus unserem Leben wegdenken und finden, sie sei auch ein wenig unsere.

1928: Risottoreis – 1 Kilo für 1 Franken

Neben Oliven- und Erdnussöl werden erstmals Pasta aus Napoli, piemontesischer Risottoreis und… Tessiner Zigarren der Marke Virginia gemeinsam in einem Inserat der Migros angeboten. In italienischer Sprache geschrieben, spricht es zweifellos die «Muratori» (Bauarbeiter) in den Städten an, die damals von den Schweizern gerne als «Polenta-» oder «Maisfresser» tituliert wurden. Übrigens kostete fast alles genau einen Franken.

1943: Zucchetti – als Pflanze

Zucchetti finden im «Brückenbauer» mitten im Krieg erstmals Erwähnung, neben Parmesan und Spaghetti. Allerdings wird das Gemüse als «ertragreiche Pflanze» für die Familie empfohlen. Der Tipp: «Mit Kräutern und Tomaten zusammen werden sie besonders würzig.»

1946: Ravioli – in drei Varianten

Die gefüllten Pasta-Kissen in drei Varianten («Delikatess», «Käse» und «Fleisch») und «ohne Vorbestellung» kamen wohl aus der Schweiz. Offenbar sind sie schon recht bekannt. Im Inserat steht: «Eine gute Spezialität, welche von vielen Hausfrauen gerne als willkommene Abwechslung im Speisezettel herangezogen wird, sind Ravioli.» Zusammen mit Suppe seien sie ein vollwertiges Mittagsmahl.

1947: Olivenöl – endlich!

Olivenöl

«Olivenöl, eine grosse Freude!» Nach sechs Jahren ist es wieder zurück, für 95 Rappen pro Liter. Die Migros feiert: «Die Zeit der senfigen, schleimigen Ersatzsalatsaucen ist glücklich überwunden.» Fünf Eisenbahnwagen voll sind schnell ausverkauft. Die Kriegswirtschaft hat die Lust auf das italienische Pflanzenöl offenbar nicht vertrieben. Richtig durchgesetzt hat sich das Olivenöl in der Schweiz aber erst in den Neunzigerjahren.

1949: Broccolo – über Amerika

«Eine regelmässige Belieferung aus Italien ist gesichert», bestätigt der Artikel im Geschäftsbericht der Migros, die das Gemüse «als erste Schweizer Firma» führte. Der «Grün-Broccolo» stamme ursprünglich aus Süditalien, sei durch «Emigranten nach Amerika verpflanzt worden» und kehre nun auch in Schweizer Küchen ein.

1950: Pasta – das Comeback

Spaghetti cara mia

«Endlich – nach zehn Jahren Unterbruch – können wir wieder italienische Teigwaren anbieten.» Die Pasta war ein «Kompensationsgeschäft». Der Import diene, so betont der«Brückenbauer», damit auch der Sicherung von heimischen Arbeitsplätzen. Die Teigwaren stammen aus der «modernsten italienischen Teigwarenfabrik». Italienische Pasta war offenbar schon in den Dreissigerjahren ein Renner. Nicht zuletzt, weil sie besser schmeckte. 1957 gaben 65 Prozent der «Schweizer Männer» an, am liebsten Teigwaren zu essen. Die Rösti errang in keinem Kanton den ersten Platz.

1952: Pfirsiche – ganz billig

Der Geschäftsbericht der Migros freut sich über den Pfirsichverkauf: Sie konnten «dank einer ausserordentlichen Ernte in Italien sehr billig importiert» werden. In der unmittelbaren Nachkriegszeit waren auch Trauben, Orangen und Mandarinen beworben worden.

1954: Pizza – mit Fixfertig-Teig!

In der Rubrik «Rat und Hilfe» des «Brückenbauers» findet die «italienische Pizza» Erwähnung: mit Tomaten, Sardinen, Knoblauch – und Gruyère! «Nach Belieben auch Oliven oder Cornichons in kleine Stücke schneiden und auf dem Kuchen verteilen.» Die Pizza könne mit Blätter- oder Reibeteig hergestellt werden, den es fixfertig in der Migros gibt. Zwei Jahre später preist die Migros aber bereits ein Rezept für Pizzateig «mit Olivenöl» an. Wie der Broccoli wird die Pizza in Europa übrigens dank US-Propaganda in Form von Hollywood-Filmen bekannt.

1956: Pelati – «geschälte Tomaten»

Pelati Longobardi

Die Tomaten aus der Dose kommen vom «geschätzten Lieferanten Luigi Manuzzi» und sind «ausschliesslich für den Migros-Genossenschafts-Bund hergestellt» worden. Eine Dose kostet 1 Franken. Im Geschäftsbericht des Migros-Genossenschafts-Bundes aus dem Jahre 1962 heisst es dann: «Unser Verkaufspreis für geschälte italienische Tomaten ist derart günstig, dass nach Italien zurückkehrende Gastarbeiter sich noch reichlich damit eindecken! Diese Tomaten werden nämlich bei uns billiger verkauft als in Italien selbst.» In den neuen Migros-Märkten explodieren die Umsätze für italienische Waren, laut einem Bericht der Genossenschaft Ostschweiz von 1960 vor allem wegen der Gastarbeiterinnen und Gastarbeiter.

1964: Salami – der Krieg

Schinken und Salami

Die Schweizer wollen nach dem Krieg zunehmend italienische Salami, und die italienischen Gastarbeiter ziehen diese sowieso vor. So kommt es, dass die italienischen Würste knapp werden, denn die Schweiz schränkte den Import auf Drängen der heimischen Hersteller damals stark ein. Die italienische Presse spricht von der «Guerra dei Salami». Die Migros schreibt schon 1948 von ihrem Bemühen um Importe der durch Zölle verteuerten Produkte. 1949 verkauft sie ein halbes Kilo «1a Mailänder Salami aus reinem Schweinefleisch» für Fr. 7.50. Auch Mortadella und Coppa werden damals beworben.

1971: Formaggio – nicht nur «Pizzakäse»

«Neue exklusive Weichkäse-Sorten wie Mozzarella, Stracchino und Provolino erfreuen sich bei unseren Kunden – vor allem auch bei denen mit kleineren Haushaltungen – grosser Beliebtheit», berichtet die Genossenschaft Migros Bern. Mozzarella der Marke Santa Lucia wird als «italienischer Pizzakäse» gepriesen und etabliert sich zwischen Cervelats und Raclettekäse von Raccard als Aktionsprodukt.

1986: Tiramisù – ohne Alkohol

Der «Brückenbauer» feiert ein neues Dessert, das übersetzt «Stell mich auf» heisst. Neben Mascarpone («ein sehr cremiger Frischkäse») werden dazu Eigelb, Zucker, Löffelbiskuits, Kaffee-Extrakt und «das Cognac-Aroma ohne Alkohol» verwendet. Neu im Plastikbecher zu 100 Gramm erhältlich – «und kostet einen Franken».

Interview mit Laura D'Elia, Category Field Manager Beilagen

Laura D'Elia
Migusto: Welches sind die wichtigsten Kriterien bei der Aufnahme eines neuen Produktes in das Sortiment?

Laura D'Elia: Es ist wichtig, dass die neuen Produkte das bestehende Sortiment gut ergänzen, sei es saisonal oder ganzjährig. Dem Konsument sollen nebst den gewohnten Artikeln auch neue Kreationen und Kombinationen geboten werden.

Wie sieht es mit Zutaten aus fremden Länderküchen aus? Wann werden sie ins Migros-Sortiment aufgenommen?

Herr und Frau Schweizer reisen sehr oft in die Ferne und wünschen sich dann Produkte aus einem bestimmten Land in der Migros. Jedoch können wir nicht jedes Land berücksichtigen und versuchen, einen guten mehrheitsfähigen Ländermix anzubieten. Im Kolonialbereich ist nebst der italienischen Küche auch die asiatische, thailändische, japanische, indische, orientalische und mexikanische Küche in der Migros verfügbar – in gewissen Regionen sogar die portugiesische, balkanische und türkische.

Hat die Migros Food-Scouts, die den neuesten Trends und den hippsten Produkten auf der Spur sind?

Einen eigentlichen Food-Scout gibt es in der Migros nicht. Durch jährliche Messebesuche, Storechecks und persönliche Verbindungen zu Lieferanten, Ländern und Kulturen sind wir aus den verschiedenen Teams des Category Managements stets auf der Spur von neuen Produkten. Nicht jeder Trend lässt sich aber auf länderspezifische Produkte umsetzen, und oft sind grundlegende Produkte die beste Wahl.

Quellen: MGB-Dokumentation; Sabina Bellofatto: «Die italienische Küche in der Schweiz», Lit Verlag, 2017

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