Dass religiöse Regeln den Alltag bestimmen, gilt heute für die wenigsten von uns. In christlichen Gesetzen und Traditionen liegen jedoch die Ursprünge dafür, dass die Lebensmittelgeschäfte im Januar in grossen Mengen Fasnachtschüechli und Schenkeli, die Bäckereien etwa auch Krapfen oder Schlüferli anbieten – allesamt in Fett gebacken. Alleine an Fasnachtschüechli werden schweizweit jährlich geschätzte 50 Millionen Stück verkauft.
Zur Fasnacht bitte recht deftig
Ausschlaggebend war früher das sich jährlich ändernde Datum des Aschermittwochs, der im Hochmittelalter vom Konzil von Benevento als erster Tag der Fastenzeit festgelegt wurde. Die Fastnacht war der Abend vor Aschermittwoch, spätestens dann sollte man all jene Speisevorräte, die in den folgenden sechs Wochen des Fastens nicht mehr konsumiert werden durften und vielleicht auch verderben würden, aufgegessen haben. Dazu gehörte ursprünglich alles, was von Tieren kam, also auch Eier, Schweineschmalz oder Butter. In Frankreich und England wurden und werden an diesem Tag übrigens traditionellerweise Crêpes bzw. Pancakes (Pfannkuchen) zubereitet.
Diese Zeit des verschwenderischen Backens und Essens sowie des Genusses alkoholischer Getränke fiel mit dem oft wilden Geschehen der Fastnacht (beziehungsweise des Karnevals) zusammen. Vor den sechs Fastenwochen bis Ostersamstag stand eine Zeit des Schlemmens an, zu dem viel Fett und Zucker gehörten und das sich heute schwerlich mit dem Trend zur gesundheitsbewussten Ernährung vereinbaren liesse.
Danach wiederum kamen eher spröde Gebäcke wie die Fastenwähe zum Zuge, eine Basler Spezialität, die heute in der ganzen Schweiz Verbreitung findet und verwandt ist mit dem österreichischen Beugerl und der süddeutschen Brezel. An Ostern wiederum werden reiche, süsse Osterkuchen zubereitet, die das Ende der Fastenzeit signalisierten.
Neben den in Fett schwimmend gebackenen Spezialitäten wie Fasnachtschüechli, Zigerkrapfen, Schenkeli, Schlüferli, den Tessiner Meraviglie di Carnevale oder etwa den Bachenschnitten aus dem Appenzellerland gehören in der Schweiz weitere Gebäcke wie die Luzerner Fritschipastete (mit Brät, Weinbeeren, Zwiebeln und Pilzen in Blätterteig) oder Zwiebelwähen und Käsewähen zum fastnächtlichen Speiseplan. Während man früher übrigens meist Schweineschmalz oder gesottene Butter für die schwimmend gebackenen Köstlichkeiten verwendet hat, sind heute eher Frittieröle, beispielsweise aus Erdnüssen, angesagt.
En Guete! Jetzt Freunden weitersagen.