Es war eine gute Zeit, um ein neues Gebäck in die Bäckereien und Lebensmittelgeschäfte zu bringen: Als der Basler Volkskundler und Brotexperte Max Währen 1952 zusammen mit dem Bäcker-Konditormeister-Verband seinen Dreikönigskuchen vorstellte, hatte die Bevölkerung die dürftigen Kriegs- und Nachkriegsjahre hinter sich gelassen, die Wirtschaft boomte und die breite Masse verdiente genug Geld, um sich öfter etwas Süsses zu leisten.
Dreikönigskuchen: Wer wird König♕in? Und warum?
Neuer Erfolg einer alten Idee
Gemälde «Das Bohnenfest» von Jan Steen, 17. Jahrhundert.
Mit einer Spende für gemeinnützige Zwecke verbunden, hob der Verkauf des Back-Klassikers rasch ab, sodass heutzutage am 6. Januar auf fast jedem Esstisch und in den meisten Büros mindestens ein Dreikönigskuchen gegessen wird – die Migros alleine verkauft Januar für Januar Hunderttausende davon.
Währen, der 1979 von der Uni Zürich die Doktorwürde erhielt und 2008 starb, war selbst bass erstaunt über den Boom und meinte, dass er kein Beispiel für ein aus der Historie zurückgeholtes Gericht kenne, das dermassen erfolgreich wurde.
Mit der Hochkonjunktur und der zunehmenden Verstädterung stieg gleichzeitig das nostalgische Bedürfnis nach der guten alten Zeit – nach Tradition. Und an eine solche knüpfte Währen an. Eine Replik des Bildes «Das Bohnenfest» des Holländers Jan Steen aus dem 17. Jahrhundert, das in der Stube des Brotforschers hing, hatte seine Neugier geweckt. Darauf zu sehen ist ein Junge, der stolz eine Krone trägt, und ein Kuchen, in dem die Bohne gesteckt hatte, die dem Bild den Namen gab.
Währen fand heraus, dass der Brauch, zum Fest der Heiligen Drei Könige ein süsses Gebäck zu verspeisen, bis ins Mittelalter reichte und in weiten Teilen Europas verbreitet war. Meist wurde schon damals eine Bohne oder eine Porzellanfigur eingebacken, die den Finder (oder Esser) für den Tag zum Regenten machte.
Regionale Varianten
Währen wollte die uralte Tradition auch in Deutschland und im Benelux wieder beleben, scheiterte allerdings. In der Deutschschweiz hingegen ist sein zusammen mit den Schweizer Bäckern gestalteter Dreikönigskuchen nicht mehr vom Speiseplan wegzudenken.
Derweil hat sich das Gebäck mit der Form einer Blüte und den «Portionen», die leicht abzuzupfen sind, auch in der französischsprachigen Schweiz als Galette des Rois verbreitet, wo es dem traditionellen Gâteau à la frangipane mit Mandelfüllung Konkurrenz macht. Im Tessin wiederum gibt es neben der Torta dei re magi den Brauch, zum Fest der Epiphanie einen Panettone zu verspeisen.
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